"Haus der Vereine" Jede weitere Planung muss gut überlegt sein

Die Glocke 28.08.2021

Glocke Bericht vom 28.08.2021

Beelen (gl). Das Thema Nachnutzung der alten Grundschule ist vor Monaten noch der Aufreger schlechthin in der Axtbachgemeinde gewesen. Jetzt ist es um die Sache still geworden.

Zur Erinnerung: Gegen einen Beschluss des Gemeinderats, das Gebäude am Osthoff an den Christlichen Schulverein Warendorf für die Gründung einer Bekenntnisschule (Gesamtschule) vermieten zu wollen, hatte sich im Ort heftiger Widerstand geregt. Ein Bürgerbegehren wurden inszeniert, das einen Bürgerentscheid zur Folge gehabt hätte. Der Gemeinderat dem Abstimmungsprozedur ähnlich einer Wahl zuvorgekommen und hat seinen Beschluss von einst mit knapper Mehrheitsentscheidung – ausschlaggebend war die Bürgermeisterstimme – zurückgenommen. Was mit den Gebäuden und den Freiflächen drumherum nun geschehen wird, ist wieder völlig offen. Eine breite Bürgerbewegung wünscht eine Neugestaltung als „Neue Mitte“. „Glocke“-Redakteur Jürgen Edelkötter hat die Vertreter der Initiative befragt.

Bild links: Wollen dasProjekt "Neue Mitte" als Nachnutzungskonzept für das Areal der ehemaligen Grundschule voranbringen: (v.l.) Joachim Fomm, Stefan Hofene, Martin Hanewinkel, Christel Kammann, Dieter Lohmann, Joachim Hassa und Anke Birkemeier.

„Die Glocke“: Das Thema „Nachnutzung der alten Grundschule“ hat extrem die Gemüter erregt. Nach dem Ratsentscheid mit der Abkehr vom einst gefassten Schulgründungsbeschluss ist es zu diesem Thema still geworden. Sie, die Initiatoren des Bürgerbegehrens und zur Planung einer „Neuen Mitte“ sind seitdem aber gewiss nicht untätig geblieben, oder?

Dieter Lohmann: Sie können ganz sicher sein, dass wir nicht still gesessen haben. Unmittelbar nachdem der Rat seine alte Entscheidung zur Verwendung des Grundschulgebäudes in unserem Sinne geändert hat, haben wir uns an die Weiterplanung gemacht. Wir sprühten förmlich vor Ideen und dem Willen, sofort weiter aktiv zu werden. Uns wurde aber schnell klar, dass jede weitere Planung gut überlegt sein muss und dass wir ohne breite Unterstützung durch Bürgermeister, Rat und Verwaltung keine Chance haben, das Projekt im Sinne der Vereine und aller Beteiligten auf den Weg zu bringen.

Christel Kammann: Viele Gespräche wurden geführt: Zuerst mit Bürgermeister Rolf Mestekemper, der sich mit wohltuender Sachlichkeit unserem Anliegen widmete. In den folgenden Wochen haben wir mit jeder Ratsfraktion gesprochen und unsere Pläne vorgestellt. Wir haben gute Gespräche erlebt, in denen uns von allen Ratsmitgliedern wohlwollende Anerkennung und Unterstützung für unsere Vorhaben entgegengebracht wurde.

Martin Hanewinkel: Wir alle haben, das wurde deutlich, ausschließlich die Zukunft des Gebäudes der alten Grundschule im Blick. Es gab sicher noch Erklärungsbedarf, aber wir sind mit dem Gefühl auseinander gegangen, dass alle Unklarheiten beseitigt werden konnten. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass wir mit dem Beschluss des Rates, vor einer weiteren Planung Fachleute für die Gestaltungsmöglichkeiten des Grundschulkomplexes einzuschalten, sehr zufrieden sind.

„Konzept ist immer noch richtig“

„Die Glocke“: Ihr bereits im November vorigen Jahres vorgestelltes Konzept zum Haus der Mitte hat seinerzeit viel Beachtung und Anerkennung gefunden. Ist daran weitergearbeitet worden?

Joachim Hassa: Wir halten dieses Konzept immer noch für gut und richtig. Das ändert aber nichts daran, dass wir es in unseren Überlegungen noch nachgearbeitet und verbessert haben. An dieser Stelle möchten wir gerne deutlich machen, dass wir als Verein und Koordinator des Projektes ausschließlich den Bereich „Haus der Vereine“ im Fokus haben und nicht den Gesamtkomplex der alten Grundschule. Die Gemeinde ist und bleibt Hausherr der Gesamtanlage. Wir planen, mit der Gemeinde einen Vertrag zu schließen, der für das „Haus der Vereine“ folgende Gebäudeteile beinhaltet: das Kerngebäude von 1955, den anteiligen Gebäudeteil von 1996 und die letzte Erweiterung der Grundschule südöstlich des Grundstückes.

Joachim Fomm: Unser Verein bietet der Gemeinde zwei wesentliche Vorteile: Zurzeit könnten notwendige Geldmittel bei der Antragstellung durch einen Verein zu 90 Prozent vom Land gefördert werden. Würde hingegen die Gemeinde einen Förderantrag stellen, beliefe sich die Förderung aktuell auf 80 Prozent. Entscheidend für eine Prüfung auf Gewährung möglicher Fördermittel ist aber die Vorlage eines Konzepts mit einem entsprechenden Investitions- und Finanzierungsplan. Hinzu kommt, dass wir als Verein die Verwaltung voll und ganz von der personellen Belastung für die umfangreiche Arbeit mit dieser Einrichtung befreien würden.

Anke Birkemeier: Die Überplanung oder mögliche Umnutzung des Klassentraktes aus dem Jahre 1996 und des Nordflügels der ehemaligen Grundschule soll und muss – auch vor dem Hintergrund des Verhandelns mit möglichen Investoren – voll und ganz in der Hand der Gemeinde liegen. Wir würden aus Gründen der Nachhaltigkeit einen Umbau im Bestand statt des Abbruchs von Gebäuden unterstützen.

Wir wünschen uns, dass es im Rahmen einer Bürgerbeteiligung möglich ist, auch über das „Haus der Vereine“ hinaus, Vorschläge und Ideen für die Gestaltung des gesamten Areals einzubringen.

„Die Glocke“: In der alten Grundschule führt das Deutsche Rote Kreuz seit geraumer Zeit Corona-Tests durch, und in einem anderen Gebäudeteil ist die Rettungswache eingezogen (Standort Rettungswagen). Hat das Folgen für die Umsetzung neuer Projekte? Schränkt das die Möglichkeiten ein?

Stefan Hofene: Ganz und gar nicht, naturgemäß wird bei unserem Vorhaben noch Zeit ins Land gehen. Es wäre schade, wenn in diesem Zeitraum das Gebäude komplett leer stehen würde. Testzentrum und Rettungswache sind notwendig und unverzichtbar. Wie auf Dauer über den Verbleib der Einrichtungen entschieden wird, wird man sehen. Aber wir haben mit Interesse gesehen, was alles kurzfristig in einem Gebäude zu installieren ist, wenn es notwendig ist und vor allem, wenn es gewünscht wird.

„Projekt braucht breiten Rückhalt der Bürgerschaft“

„Die Glocke“:Was muss Ihrer Meinung nach als nächstes geschehen?

Christel Kammann: Zunächst muss die Einschätzung des Planungsbüros zur Verträglichkeit des Miteinanders verschiedener Nutzungen auf dem Gelände vorliegen. Dann haben der Rat und die Verwaltung die Aufgabe, eine Überplanung des gesamten Areals auf den Weg zu bringen, zum Beispiel mit einem Aufstellungs-beschluss für ein Bebauungsplanverfahren. Wir erwarten nach einer positiven Aussage des Planungsbüros ein Votum der Ratsmitglieder, in dem uns die Unterstützung für das Projekt zugesagt wird.

Joachim Hassa: Wenn eine solche Entscheidung in unserem Sinne fällt, werden wir unverzüglich den geplanten Verein gründen, ein Abkommen mit der Gemeinde schließen und die möglichen Fördermittel beantragen. Gleichzeitig werden wir uns dann mit den Vereinen und Einrichtungen in Verbindung setzen und deren Vorstellungen und Bedarfe erfragen.

Es wäre ohne eine Entscheidung der Gemeinde verfrüht, jetzt schon weitere Schritte zu unternehmen.

„Die Glocke“: Inwieweit kann bürgerschaftliches Engagement dazu beitragen, am alten Schulstandort etwas Neues zu entwickeln?

Anke Birkemeier: Jedes neue Projekt von solcher Tragweite für einen Ort ist ganz eindeutig darauf angewiesen, dass es in der Bürgerschaft breiten Rückhalt findet. An dieser Stelle möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass wir nicht nur während des Bürgerbegehrens unglaublich viel Unterstützung erfahren haben, sondern dass auch aktuell oft Fragen nach der Zukunft der alten Grundschule an uns herangetragen werden. Allein das ist auch für unsere Motivation eine wichtige Unterstützung.

„Die Glocke“: Spüren Sie noch Widerstände aus der Politik gegen das Projekt einer Neuen Mitte?

Martin Hanewinkel: Eindeutig nein! Wir erleben den politischen Wunsch nach einer sachgerechten und fundierten Entscheidung. Das ist einfach auch in unserem Sinne, und wir ziehen mit den Politikern an einem Strang. Alles Weitere werden wir dann überlegen, wenn konkrete Entscheidungen unmittelbar geplant sind.

„Die Glocke: Und wie wollen Sie die Realisierung des Projekts „Haus der Vereine“ in Beelen organisieren?

Joachim Fomm: Dem Verein als Dachverband geht es in erster Linie um die Bündelung der Interessen Beelener Vereine und Institutionen, die das Haus nutzen wollen. Das bedeutet, wir organisieren die Nutzung durch Belegpläne im gegenseitigen Einvernehmen mit den Nutzern und sind Ansprechpartner für die Gemeinde und neue Interessenten.

Stefan Hofene: Zuerst muss aber das Gebäude der ehemaligen Grundschule den neuen Anforderungen angepasst werden. Wir haben Fachleute in unseren Reihen, die in der Lage sind, das Projekt zu begleiten, sei es in bautechnischer Hinsicht oder bei der Beantragung von Fördermittel. Deshalb sehen wir uns in der Lage, die Gemeinde bei diesen Aufgaben personell zu entlasten.

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